Albanien - im Land der Skipetaren

Hektisch weckt uns das Bordpersonal bereits um 6:30 Uhr, aber bis zur Ankunft in Igoumenitsa haben noch reichlich Zeit um ausgiebig zu frühstücken. Als wir dann endlich im Hafen einlaufen empfängt uns Griechenland mit strahlenden Sonnenschein. Über Ioanina geht es direkt nach Albanien, unseren diesjährigen Reiseziel. Die Einreise ist unproblematisch und schnell. Es wirkt hier alles wie in Griechenland, das wir aber im ärmsten Land Europas sind, davon spürt man nichts.

Über Jergucat geht es nach Sarande, die Strecke ist kurvig und das fahren macht Spaß. Sarande erinnert mich ans französische Nizza, nur mit dem Unterschied das hier riesige Baustellen sind, den Vorboten für ein neues Touristenziel. Unser erstes Ziel soll Butrint sein. Die Ausgrabungsstätte ist durch einen Kanal getrennt. Auf einer mit alten Bohlen ausgelegten Seilzugfähre geht es herüber auf die andere Seite. Als wir auf der Rückfahrt unsere Trinkwasservorräte auffrischen wollen erhalten wir das Wasser kostenlos, so erfreut ist der Tankwart vo unseren Besuch aus Deutschland.

Auf der Küstenstraße geht es weiter Richtung Vlore. Auch hier ist viel im Umbruch, fast die gesamte Strecke ist eine Baustelle, die reinste Pistenfahrt. Lediglich der Abschnitt über den Llagorase Pass ist frisch geteert und unser Kurvenspaß garantiert. In Vlore verlassen wir die Küstenlinie und biegen ins landesinnere nach Berat ab. Auf einmal liegt ein öliger Geruch in der Luft und hinter den nächsten Hügel sehen wir den Grund dafür - gleichmäßig verteilt in der Landschaft ragen kleine Bohrtürme den Himmel entgegen. Diese Nacht wollen wir nicht in der Stadt verbringen und so suchen wir uns einen idyllischen Platz außerhalb unter Olivenbäumen.

Am Folgetag statten wir Berat einen Besuch ab und beschließen die hoch auf einen Berg thronende Burg zu besichtigen. Der Weg hinauf ist steil und mit glatten Kopfsteinpflaster versehen. Damit wir auf den ähnlich wie Schmierseife glatten Steinen nicht mit unseren Motorrädern hängen bleiben treten wir den Weg zu Fuß an. Obwohl es noch früher Morgen ist brennt die Sonne erbarmungslos auf uns herab. Die Mühe hat sich gelohnt und wir werden mit einen grandiosen Ausblick belohnt.

Nach einer Erfrischung setzen wir unsere Fahrt fort und fahren über eine Piste nach Busz. Hier machen wir Mittagsrast und essen eine Kleinigkeit. Als wir zahlen wollen, verlangt das Mädchen das hier bedient die 30-fache Summe des üblichen Preises. Wir widersprechen und es kommen weitere Kinder zum Mädchen hinzu. Zusammen wollen sie die überzogene Forderung von uns einfordern. Günter wird es zuviel und er flüchtet lieber nach draußen. Ich überschlage den Betrag unserer "Zeche" anhand bisherigen Rechnungen und zahle nur den von mir großzügig ermittelten Betrag. Widerstandslos stimmen sie zu. Daher vermute ich, dass sie den Wert des genannten Betrages noch nicht richtig einschätzen können. In Girokaster angekommen, suchen wir uns ein Hotel und besichtigen anschließend die Altstadt zu Fuß.

Heute wollen wir einen Abstecher zum Ohridsee machen und so geht es durch ein malerisches Tal immer am Vjoses Fluss entlang. Die Straße wird zunehmend schlechter, der letzte Teil ist nur noch von Wellblech geprägte Piste. Wir fahren über die Grenze nach Mazedonien und zelten in der Nähe von Ohrid direkt am See.

Am nächsten Tag geht es weiter in den Norden. Hinter Librazhd biegen wir auf eine kleine Piste Richtung Peshkopi ab. Gleich im ersten Ort herrscht ein reges Markttreiben, wir halten an. Schnell sind wir der Mittelpunkt, alles feilschen und handeln scheint vergessen. Wir überqueren noch einige traumhaft schöne Hochebenen bevor wir wieder auf die Hauptstraße und Peshkopi kommen. Es geht weiter, hinter Kuban überqueren wir eine abenteuerliche Holzbrücke und die Piste entlang des Drin Fluss beginnt. Die Landschaft ist malerisch schön und so fällt uns der Entschluss leicht oberhalb der Piste zu zelten. Als wir unser Lager aufbauen bekommen wir Besuch von zwei Hirtenkindern, außer ihnen und einer Herde Schafe sind wir die einzigen Personen in dieser idyllischen Umgebung.

Die Piste verläuft noch ein weiteres Stück oberhalb des Drin und zweigt später in die Berge hinauf ab. Bei einen Bauernhaus frage ich nach den Weg und werde spontan auf einen Schnaps unter einen schattigen Baum eingeladen. Da es mit dem Motorrad noch weiter gehen soll lehnen ich dankend ab. Die Bauern bestehen aber darauf das ich als Ersatz einen Mokka trinken möge. Günter kommt jetzt dazu und es wird noch frischer selbstgemachter Schafsjoghurt gereicht.

Über den Komani Stausee wollen wir die Reise fortsetzen. Frühmorgens soll die Überfahrt starten und so zelten wir wenige Kilometer hinter dem Fähranleger an der Piste. Eine willkommene Abkühlung bietet der Sprung ins eiskalte Wasser des Sees. Um 5:30 Uhr am nächsten Morgen machen wir uns zurück zum Anleger und staunen nicht schlecht über die riesige Autoschlange die am Vorabend noch nicht existierte. Die wartenden Albaner und Kosovaren am Ende der Schlange ermutigen uns an der langen Reihe bis nach vorn an den wartenden vorbei zu fahren. Was sich jetzt zeigt wäre bei uns in Deutschland kaum möglich, ein Radlader kommt herbei um schnell eine Auffahrtsrampe aufzuschütten. Anschließend fährt er auf die Fähre und dient als Gegengewicht für die nach hinten auf die Fähre geleiteten Fahrzeuge, so wird verhindert das der hintere Teil nicht stärker absinkt wie der vordere Teil. Nachdem die Fähre zu ¾ gefüllt ist verlässt er diese wieder. Die Motorräder werden seitlich verstaut, die letzten noch mit zunehmenden Fahrzeuge bleiben auf der Auffahrrampe stehen. Nun geht es endlich los und unsere Fahrt durch die Fjordähnliche Landschaft beginnt. An Bord komme ich mit Mergim aus Nürnberg ins Gespräch, er ist hier um Urlaub in seiner Heimat den Kosovo zu machen und gerade auf einen Abstecher ans Meer. Sollten wir uns noch mal wiedersehen, so gibt er uns einen aus und so gehen wir nach Ankunft der Fähre auseinander. Vor Shkodaer halten wir zu einem Fotostopp an und Mergim hält mit seinem Auto an um wie versprochen seine Einladung umzusetzen.

Durch die albanischen Alpen soll es nach Theth gehen, jener für seine Blutrache und Schutztürme bekannten Teil Albaniens. Ab Boge geht es auf einer mit Flusskieseln aufgefüllten Piste in die Berge um über den Pass ins Tal von Theth zu gelangen. Hier wollen wir am Fluss unser Zelt aufstellen, aber ein kleiner Junge und später sein Vater wollen uns davon abhalten - wir sollen für viel Geld bei Ihnen im Garten übernachten. Da sie nicht locker lassen jung fahren wir weiter in die Berge hinein, um auf einer kleinen Wiese unser Lager aufzuschlagen.

Um nicht noch mal den gleichen Weg zurück zu fahren geht es am anderen Tag talwärts am Flusslauf entlang Richtung Shkoder. Die Strecke ist anfangs recht anspruchslos zu befahren, geht aber längere Zeit über Wackersteinpassagen weiter. Diese sind recht anstrengend und die Sonne brennt heiß, so ist unser letztes Wasser schnell verbraucht. In den nächsten beiden Orten wollen wir im Magazin neues Wasser kaufen, aber außer Alkohol gibt es nichts trinkbares zu kaufen. Auf die Frage nach dem Leitungswasser kommt die Antwort es sei verschmutzt und als Beweis wird uns die Brühe die aus dem Wasserhahn kommt gezeigt. Es hilft alles nichts wir fahren weiter. Voller Wut im Bauch nicht genügend Wasser mitgenommen zu haben und mich auf die Dorfläden zu verlassen gebe ich Gas und fahre im Rallyestil bis nach Mes. Hier wieder in der Zivilisation an einen Laden angekommen leeren wir als erstes eine eiskalte Wasserflasche in einen Zug. Die Einheimischen schauen uns erstaunt an. Es ist ein kleiner Imbiss angeschlossen und wir ordern eine Schüssel Salat. Während wir noch auf diesen warten kommt ein alter Mann und gibt mir zwei Becher mit Eis. Per Zeichensprache macht er mir deutlich das er es bereits bezahlt hat und das er es uns spendiert. Wir nehmen an, mit einem befriedigenden Lächeln geht er davon.

Die letzte Station ist Tirana, die Hauptstadt Albaniens. Die Straßen auf den Weg dorthin werden immer voller, im Zentrum herrscht ein Verkehrschaos. Wir übernachten wieder im Hotel und erkunden die Stadt am nächsten Tag zu Fuß. Der Unterschied der Bewohner ist krass, auf der Straße leben in Lumpen gehüllt bettelarme Menschen, während die reichen regungslos an Ihnen vorbeigehen. Wir gehen zum Markt und schnell werden wir von einen deutschsprechenden Albaner auf ein Getränk eingeladen. Er möchte im Gespräch sein Deutsch aufbessern und so erfahren das er von einen kleinen Stand mit gebrauchten Kleider lebt.


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